Als ich in Prag studiert habe, bin ich eines Abends nach Hause gekommen und die Eingangstüre war aufgebrochen. Die Wohnung war nicht verwüstet, sie war einfach vollkommen leer. All meine Möbel, meine Bücher, meine Notizen, natürlich auch mein Pass, mein Geld – alles, was mein damaliges Leben ausgemacht hat, war weg. Damals hat mir die Flexibilität der Jugend geholfen, mit der Situation umzugehen. Heute wäre der Schmerz wohl um einiges größer. 

Zur Zeit begleitet mich eine kleine Übung, die mir hilft, nicht an den Dingen festzuhalten und zugleich wertzuschätzen, was ich habe. Was immer es mir einfällt, mache ich mir bewusst, dass alles, was ich zu besitzen glaube, nur geliehen ist. Spätestens bei meinem Tod muss ich es zurückgeben, das meiste wohl schon früher. Dies umfasst materiellen Besitz genauso wie sensorische und praktische Fähigkeiten. 

Lasse deinen Blick schweifen und wähle eine Sache, die zu besitzen glaubst. Dann mache dir bewusst, dass du sie in diesem Augenblick benutzen kannst, aber dass sie dir jederzeit genommen werden kann. 

Und es gibt noch einen Bereich, in dem wir das Loslassen üben können: bei unseren Kindern…

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.

Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht

des Lebens nach sich selbst.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,

Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht…

(Ausschnitt aus “Eure Kinder” von Khalil Gibran)

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